Die 58-jährige Lilly strahlt. Als Mutter von sechs Kindern wird sie selten verwöhnt. Im Gegenteil. Sie lebt von staatlicher Hilfe, das reicht gerade zum Leben. Für sie ist der Wohlfühltag für Stadtarme und Obdachlose, den die Malteser zusammen mit der Gemeinde Sankt Matthias in Berlin-Schöneberg am Sonntag, 10. November, organisiert haben, ein Festtag. Das mehrgängige Menü ist auf feine bordeauxrote Karten gedruckt. Kürbissuppe, Piroggen, Bigos, Putengeschnetzeltes, Gurkensalat und Dessert – alles wird serviert von Frauen, Männern, Jugendlichen und Kindern, die sich ehrenamtlich im Mensaraum der benachbarten Katholischen Schule St. Franziskus eingefunden haben. Der Polnische Rat Berlin hat die Nationalgerichte seines Landes gespendet.
Es geht um die Begegnung
„Es geht heute vor allem um die persönliche Begegnung mit Menschen, denen es nicht so gut geht im Leben – die Mangel leiden, sei es an Essen oder Zuwendung,“ sagt Carmen Rippoll, Diözesanoberin der Berliner Malteser. Der sogenannte „Wohlfühltag“ findet mit Blick auf den 3. Welttag der Armen statt, den Papst Franziskus für den 17. November ausgerufen hat. Im Vordergrund steht die Begegnung mit bedürftigen Menschen. Auch an diesem Sonntag in der Mensa der Sankt Franziskus Schule. Hier steht das gemeinsame Miteinander im Vordergrund. Die ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen sitzen mit den Gästen an den Tischen. Es wird fröhlich geplaudert, gegessen und miteinander gelacht. Auch die 13-jährigen Schüler Hannah und Liam sind dabei. Sie spülen, servieren und mischen sich unter die Gäste. „Es macht einfach Spaß, Menschen, die arm sind, zu helfen. Man sieht, dass sie sich freuen – da freut man sich selbst auch,“ sagt Liam, der seit einem Jahr als Malteser-Schulsanitäter und Schulklimapate an der katholischen Schule Sankt Franziskus engagiert.
Musik und Zauberei
Der Tag geht zu Ende mit Musik, Zauberei, Massagen und Geschenketüten – liebevoll bemalt und verpackt von Schülern und Schülerinnen aus dem Malteser Schulprojekt an der Sankt Franziskusschule. Helmut, 77, aus Friedrichshain geht glücklich heim. Er lebt allein, bekommt monatlich 760 Euro Rente. 450 Euro verschlingt die Miete. Das lange Gespräch mit Ralph, einem von 22 ehrenamtlichen Maltesern, die beim Wohlfühltag helfen, hat ihm gut getan – das schmackhafte, liebevoll servierte Essen sowieso.