So is(s)t Deutschland: Integrationsprojekt der Malteser gibt Einblicke in deutsche Bräuche

Die 25-jährige Organisatorin des Abends, Zeynep Firdevsoglu, ist selbst vor drei Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen.
Für viele am Tisch ist die Brotkultur der Deutschen mit Brezen und Graubrot zwar neu, aber auch ziemlich interessant.
Käse, Gurken und Tomaten: Gegessen wird vom Brettchen aus Holz.
„Bei uns in der Türkei essen wir abends warm", berichtet Abendbrot-Teilnehmerin Cagla Tan.
Ein Wegweiser zur Veranstaltung im Neuköllner Integrationszentrum der Malteser. Fotos: Malteser Berlin

Berlin. Eine Scheibe Brot, Wurst und Käse. Das traditionelle Abendessen wird zwischen 17 und 19 Uhr angerichtet und heißt hierzulande auch Abendbrot. Aber warum essen viele in Deutschland eigentlich abends kalt? Welche Brotsorten gibt es? Und woher kommt die Liebe zur Schnitte? Antworten auf all diese Fragen haben die Malteser am Samstag im Integrationszentrum in Neukölln gegeben. 24 Gäste haben am späten Nachmittag mehr über das „Deutsche Abendbrot“ erfahren, es gemeinsam zubereitet und zusammen gegessen.

Das Angebot ist Teil des Begegnungsprojektes „Kultur erleben“ und richtet sich an Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund. Das Leben in Deutschland kennenzulernen mit all seinen Traditionen, ist die Idee der Veranstaltungsreihe. In persönlichen Begegnungen lernen die Teilnehmenden deutsche Festbräuche von Karneval über Ostern bis hin zum Oktoberfest kennen und bekommen zudem sehr praktische Einblicke in den deutschen Alltag mit Traditionen wie dem deutschen Abendbrot.

Das Abendbrot bringt Heimat auf den Tisch

Mit am Tisch im Neuköllner Integrationszentrum sitzt an diesem Samstagabend auch Seraj Alnaal. Dem gebürtigen Syrer ist der deutsche Brauch, abends kalt zu essen, nicht fremd. In seiner Heimat esse man abends arabisches Brot, dünn und hell, bestreiche es mit Joghurt, Thymian, reiche dazu Oliven und sogar Kaffee. „Brot mit Butter ist für mich neu und auch Knäckebrot kannte ich bislang nicht“, erzählt der 22-Jährige, der vor einem Jahr in Deutschland angekommen ist.

Seiner Sitznachbarin ist die kalte Küche am Abend mit Graubrot, Gouda und Wurst fremd. „In der Türkei essen wir abends warm“, sagt Cagla Tan, die gemeinsam mit ihrem Mann an der langen Tafel im Integrationszentrum Platz genommen hat. Für die 22-Jährige, die seit zwei Jahren in Berlin lebt und bereits gut Deutsch spricht, ist der Abend eine gute Gelegenheit, mehr über die hiesigen Gebräuche zu lernen.

So geht es auch den anderen am Abendbrottisch, die ursprünglich aus der Ukraine, Syrien, Zypern, Irak, Afghanistan, dem Iran und der Türkei kommen und nun neugierig auf das Land sind, in dem sie jetzt aus unterschiedlichen Gründen leben und wo sie Zuflucht gefunden haben. Die Atmosphäre am Tisch ist locker und entspannt, die Gäste am Abendbrottisch plaudern miteinander über ihre Vorlieben und Rituale. 

Nächster Programmpunkt: Mülltrennung

„Begegnungen wie diese leben vom gegenseitigen Austausch und von Neugier auf andere Kulturen. Die Begegnungen fördern das gegenseitige Verständnis für andere Kulturen und stärken so auch den sozialen Zusammenhalt“, sagt Zeynep Firdevsoglu aus dem Integrationsteam der Malteser. Die 25-Jährige kam selbst vor drei Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Jetzt organisiert sie für den Malteser Integrationsdienst zusammen mit Ehrenamtlichen die Kulturveranstaltungen in Neukölln. „Nach diesem Abend bin ich mir sicher, dass der ein oder andere mal zu Hause das Abendbrot ausprobieren wird“, sagt die Integrationshelferin. Bei den nächsten Treffen stehen aber wieder andere Themen auf dem Programm wie zum Beispiel „Osterfeuer“ und „Mülltrennung“. Neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer seien bei den Maltesern stets herzlich willkommen.  

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MIZ – Malteser Integrationszentrum in der Braunschweiger Straße 18, 12055 Berlin Neukölln

• seit 2016 interkulturelle Begegnungsprojekte

• Ehrenamtliche unterstützen Geflüchtete und Menschen mit Migrationshintergrund in den Bereichen Deutsch lernen, Bildung und Nachhilfe, Freizeitgestaltung, Gesundheit und Arbeitssuche

• aktuell werden in Berlin rund 350 Geflüchtete begleitet

• 184 Ehrenamtliche und 10 Hauptamtliche engagieren sich im MIZ