Stresstest für die Funker: Malteser erproben neue Fernmeldebetriebsstelle

Pascal Neuendorf sitzt vor den Kontrollmonitoren in der Funkzentrale.
Führte sein Team souverän durch den Stresstest: Pascal Neuendorf, Leiter des Fachbereichs Information und Kommunikation.
Diözesanleiter Jörg von Fürstenwerth verfolgt interessiert, wie Rettungssanitäter Carlo Krebs die Einsatzkräfte über das neue Kommunikationsdesk disponiert.
Übungsleiter Lucas Stachetzki (hinten) und Dominic Heyn steuern die "Schnitzeljagd" für die Einsatzkräfte.
Einsatzsanitäterin Lea testet den Funk im Feld.

„Roger, over“ – diesen Funkspruch aus Hollywood-Filmen hört man an diesem März-Sonntag in der Fernmeldebetriebsstelle der Berliner Malteser nicht. Spannung und Action gibt es dafür aber dennoch genug: Die neue Funkzentrale der Malteser steht vor ihrem ersten Stresstest. Auf den Bildschirmen blinken die Meldungen, Funksprüche gehen ein und werden beantwortet: „Hier ist Johannes Berlin, Kommen!“, sagt Carlo Krebs in das Mikrofon seines Headsets. Er blickt konzentriert auf die drei Bildschirme vor sich sowie auf das neue knapp 70 Zentimeter breite Kommunikationsdesk mit Touchdisplay. Der erfahrene Rettungssanitäter ist heute einer von sechs Disponenten. Seine Aufgabe: Einsätze ausgeben und koordinieren, per GPS-Tracking die Standorte der Einsatzfahrzeuge im Blick haben und sie entsprechend der Lage disponieren.

High Tech Funkarbeitsplätze

Die neue Funkzentrale im unscheinbaren Dachgeschoss eines Seitenflügels in der Diözesangeschäftsstelle ist ausgestattet mit neuester IT Hard- und Software für die acht Funkarbeitsplätze und das Leitungsdesk. Leitstellen-IT „state oft the art“ für eine Gesamtinvestition im unteren sechsstelligen Bereich. Damit ist die Fernmeldebetriebsstelle der Berliner Malteser jetzt die modernste innerhalb der Hilfsorganisationen in Berlin – aber auch erstmal „Neuland“ für alle. Deshalb hat die neu aufgestellte Fachgruppe „Information und Kommunikation“ – kurz IuK – zur ersten Übung eingeladen. Weitere sollen folgen. Für Carlo Krebs ist es ein spannender Tag, an dem er nach anfänglichen Schwierigkeiten zunehmend Routine gewinnt. „Natürlich muss man sich erstmal mit der Technik und den völlig neuen Abläufen vertraut machen“, sagt der 26-jährige Berliner, der sich sonst in der Gliederung Süd ehrenamtlich als Rettungssanitäter engagiert. „Das neue System ist natürlich anspruchsvoll, aber vor allem macht es Spaß, dass unsere Einsätze jetzt so professionell gemanagt werden können“, so Krebs.

Schnitzeljagd per Funk

Über 50 Ehrenamtliche aus allen Berliner Gliederungen und Potsdam sowie fünf Einsatzkräfte der Johanniter nehmen an diesem sonnigen Sonntag im März am Funktionstest teil. Die meisten von ihnen werden mit ihren Einsatzfahrzeugen durch ganz Berlin geschickt. In einer Art Schnitzeljagd müssen sie u.a. Berliner Krankenhäuser anfahren und dort kleine Aufgaben oder Rätsel lösen. So geben die Disponenten beispielsweise folgende Befehle durch: „Erkundung Einsatzlage: Wo ist die Anfahrt zur Kinder- u. Jugendpsychiatrie der DRK-Kliniken Westend?“ oder „Sonstiger Auftrag: Sammeln vor dem Roten Rathaus und neue Funkgruppe erfragen.“ Per Funk erhalten die Einsatzkräfte im Feld ihren Auftrag und per Funk teilen sie ihre Ergebnisse mit oder klären Fragen und Probleme. „Im Vordergrund unserer Übung steht heute nicht das Helfen oder Retten, sondern wir testen das Einsatzleitsystem und die Funkverbindung zwischen Fernmeldebetriebsstelle und den im Einsatz befindlichen Kräften“, erklärt Übungsleiter Lucas Stachetzki.

Blindflug bleibt die Ausnahme

Zwischenzeitlich droht der Stresstest zum Crashtest zu werden. Ein Arbeitsplatz fällt kurzzeitig aus, das ein oder andere Funkgerät bleibt stumm, Fragen über Fragen. Der 29-jährige Pascal Neuendorf, Berlins oberster Malteser-Funker, bleibt ruhig. „Der kurzzeitige Blindflug blieb die Ausnahme. Alle heute gemachten Erfahrungen sind sehr wichtig für uns. Wir sehen, dass wir hier und da noch Systeme und Schnittstellen anpassen müssen, aber auch Arbeitsweisen und die Koordination in der Fernmeldebetriebsstelle“, lautet seine Bilanz.

Funken ist wieder in

Neuendorf leitet seit einem Jahr die neu aufgestellte Fachgruppe „Information und Kommunikation“. Mit ihm hat ein Generationenwechsel stattgefunden. Zahlreiche junge Einsatzkräfte begeistern sich wieder für Funktechnik. In der Mischung mit den älteren erfahrenen Funkern ist es eine starke Truppe, der eine zentrale Rolle mit großer Verantwortung zukommt – bei Großeinsätzen oder im Katastrophenfall müssen sie die Kommunikation zwischen der IuK-Leitstelle, Einsatzleitung und Einsatzkräften sowie weiteren Schnittstellen zu Berliner Feuerwehr oder Hilfsorganisationen sicherstellen. Neben Technikbegeisterung braucht es da vor allem einen kühlen Kopf. Wer das mitbringt, ist bei der Funktruppe der Berliner Malteser herzlich willkommen. „Die neue IT-Infrastruktur macht unseren eher als unsexy angesehenen Bereich jetzt für junge Menschen wieder sehr attraktiv“, so Neuendorf. 

Interessierst Du Dich für Funktechnik und willst Du mit dabei sein, wenn wir bei Großeinsätzen die Kommunikation managen? Dann melde Dich gerne per Mail bei uns unter iuk.berlin@malteser.org