Berlin. Antje Borkenhagen öffnet den Kofferraum ihres Dienstwagens und verstaut darin eine Pappbox. Sie zeigt, was drin ist: ein kleiner rechteckiger Kasten, ein roter Knopf und ein Kabel. Sie schließt den Kofferraum wieder, steigt ins Auto und düst los zu ihrer Kundin. Eine ältere Berlinerin wartet darauf, dass ihr neues Hausnotrufgerät angeschlossen wird. Die Dame gehört zu den vielen alleinstehenden Senioren, die sich gerade in Zeiten der Pandemie mehr Sicherheit in ihrem zu Hause wünschen – und vertraut auf die Hilfe der Malteser. Die Zahl der Hausnotruf-Kunden bei den Maltesern ist im vergangenen Jahr deutlich auf mehr als 10.000 Anschlüsse gestiegen.
„So viele Anfragen wie in der Corona-Pandemie hatten wir noch nie“, sagt auch Antje Borkenhagen. Die 50-Jährige gehört zum Technikteam der Malteser und installiert seit sechs Jahren die Hausnotruf-Geräte in den Wohnungen der Kunden. Vielen Älteren fehle es in Corona-Zeiten an Kontakten zu Angehörigen, auch Besuche von Freunden oder Nachbarn bleiben aus. „Sie fürchten sich vor einem Sturz in der eigenen Wohnung und dass niemand im Notfall da ist, der ihnen hilft.“ Immer mehr Menschen setzen deshalb auf Hausnotruf-Geräte, bei denen mit einem Knopfdruck Hilfe alarmiert werden kann.
Hausnotrufgerät kann kontaktlos eingerichtet werden
Das Malteser Hausnotrufgerät ist leicht zu bedienen und kann während der Pandemie sogar kontaktlos eingerichtet werden. Die Funktion ist schnell erklärt: Das Gerät ist über einen tragbaren Sender mit einem Notfallknopf verbunden, der an einer Halskordel oder an einem Armband befestigt ist. Wird er gedrückt, wird sofort Sprechkontakt über eine Freisprechanlage des Hausnotrufgerätes zur Hausnotrufzentrale der Malteser hergestellt. Die dazu benötigte Funkverbindung besteht innerhalb der gesamten Wohnung. „Auch wenn die Senioren nicht mehr sprechen können, wissen wir, wer uns kontaktiert hat und zu welchem Zeitpunkt“, so Borkenhagen. „Ich rate den Senioren, nicht zu zögern, das Knöpfchen zu drücken, wenn sie in einer Situation sind, aus der sie nicht mehr allein herauskommen, etwa wenn jemand nicht mehr allein vom Sofa hochkommt, weil die Beine versagen.“
Borkenhagens Job ist es, die Geräte im Zuhause der Hausnotruf-Kunden an die Telefonanlage anzuschließen, Wartungen durchzuführen, aber auch die Beratungsgespräche mit den Senioren zu führen. „Wenn wir das erste Mal bei den Kunden in der Wohnung sind, gibt es viele Fragen und Sorgen. Doch das Eis ist schnell gebrochen, wenn ich sage: ,Setzen Sie sich zu mir, ich zeige Ihnen in aller Ruhe wie alles funktioniert‘“, sagt die Malteserin. Kollegen schätzen an der gelernten Funkelektronikerin, dass sie „nett und einfühlsam“ im Umgang mit den Älteren sei. Ihr Einsatzgebiet ist ganz Berlin. Wenn jemand in seiner Wohnung stürzt oder der Kreislauf weggesackt ist, sind Kollegen der technischen Mitarbeiterin im Notfall auf Knopfdruck sofort abfahrbereit und eilen den Berlinern in jedem Bezirk zur Hilfe.
Hilflos lag der Rentner ein Wochenende lang auf dem Küchenboden
Auch für Eduard Griebler ist der Hausnotruf der Malteser zu einem wichtigen Alltagsbegleiter geworden. Der 77-jährige Berliner wohnte allein und hatte keinen Hausnotruf als er an einem Wochenende in seinem Haus stürzte. Niemand hörte seine Schreie, als er einen Tag und eine Nacht hilflos auf dem Küchenboden lag, sich aber allein nicht aufhelfen konnte. Da Hilfe seiner Haushälterin erst am Montag eintraf, war der Berliner beinahe dehydriert. Lange musste er im Krankenhaus verweilen. Nach seiner Entlassung war für den Rentner klar: „Diese Ängste wie nach meinem Sturz, möchte ich nie wieder erleben.“ Er entschied sich für ein Hausnotrufgerät.
„Es gibt mir ein gutes Gefühl, meinen Vater versorgt zu wissen“
„Meine Tochter hat schon vor meinem Sturz gesagt: Papa, Du braucht einen Alarmknopf für Notfälle!‘ Ich wollte das nicht. Lange dachte ich: Ich bin fit im Kopf, Du benötigst einen Hausnotruf erst, wenn Du alt bist. Ich fühlte mich nicht alt. Durch meinen Sturz habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, im Ernstfall schnell Hilfe zu bekommen.“, sagt er. Heute gibt ihm der Hausnotruf die Möglichkeit so lange wie möglich in seinen eigenen vier Wänden wohnen zu bleiben. Und auch seine Tochter, die weit entfernt lebt, ist dankbar. „Mir gibt es ein gutes Gefühl, meinen Vater im Notfall von den Maltesern versorgt zu wissen“, sagt sie.